Was bin ich ?

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Gehen wir davon aus, dass ich in einem Becken von 200 L eine kleine Kolonie Palythoa habe, sagen wir mit einem Gesamtgewicht von 10 g. Palythoa enthalten etwa 2 mg Palytoxin pro Gramm, ergo haben wir 20 mg potenzielles Gift. Allerdings befindet sich dieses Gift in den Anemonen und wird ohne Grund wie Reizung oder Verletzung nicht abgegeben. Sagen wir trotzdem einmal, dass sich die komplette Kolonie spontan auflöst und das gesamte Gift im Becken verteilt. Somit hätten wir eine Giftkonzentration von 20 mg / 200 L oder 0,1 mg/L. Die letale Inhalationsdosis für Palytoxin liegt gemäß LD50 bei 0,002 mg / kg Körpergewicht. Mit einem Kampfgewicht von 85 kg müsste ich also 0,002 mg/kg * 85 kg = 0,17 mg Palytoxin aufnehmen. Im Falle unseres Beckens wären das 0,17 mg / 0,1 mg/L = 1,7 L Beckenwasser.

      Das diese Menge als Aerosol über den Abschäumer schnell genug im Raum verteilt wird, ist schon unwahrscheinlich genug, trotzdem treiben wir unser Spiel noch ein wenig weiter. Sagen wir, unser Abschäumer hat eine fatale Fehlfunktion und bläst uns den gesamten Beckeninhalt in die Luft. Das Becken steht in einem Durchschnittswohnzimmer von 4,5 M Breit, 4,5 M Länge und 2,6 M Höhe. Also verteilt sich unser Gift auf 4,5 m * 4,5 m * 2,6 m = 52,65 Kubikmetern oder 52650 Litern Luft. Wir erhalten eine Giftkonzentration von 20 mg / 52650 L = 0,00037987 mg/L. Um unsere tödlichen 0,17 mg Palytoxin zu erhalten müsste ich also ca. 447 Liter Luft umsetzen. Das hätte ich mit einem durchschnittlichen Atemminutenvolumen (die Rechnerei erspare ich euch an dieser Stelle mal) nach etwa 57 Minuten geschafft. Allerdings auch nur, wenn wir davon ausgehen, dass der Raum hermetisch abgeriegelt ist, sprich luftdicht, sowie Oberflächenadsorption von Aerosolen, Niederschlag von Aerosolen, Diffusionsgeschwindigkeit (und und und) und die Tatsache, dass sich mit jedem Atemzug die Giftkonzentration in der Luft verringert, komplett ignorieren.

      Ich hoffe mein kleines Szenario konnte zeigen, dass die Möglichkeit, sich mit Palytoxin durch Aerosole aus dem Abschäumer zu vergiften selbst unter den abstrusesten worst case Umständen nicht wirklich gegeben ist.
    • Ja diese Rechnerei habe ich auch schon gelesen. Meine Meinung dazu: Theorie und Praxis sind oft nicht dasselbe.

      Anbei ein Erfahrungsbericht aus einem anderen Forum:

      Hallo zusammen,
      ich habe mir vor Jahren auf lebenden Steinen einige Protopalythoa ins Becken geholt.
      Diese haben sich sehr stark vermehrt, was bis jetzt nicht wirklich schlimm war, da sie ja recht hübsch aussehen.
      Ich hatte auch nie irgendwelche Probleme mit der Umsetzung im Becken oder wenn ich mal einen Stein aus dem Becken genommen habe. Man hat ja schon viel von Problemen gelesen.
      Ich bin auch nicht allergisch oder empfindlich, habe schon des öfteren Krusten mit der Hand berührt oder den Schlauch zum Ansaugen in den Mund genommen.
      Alles kein Problem bisher, ich habe das wie einige hier, eher verharmlost.
      Bis zu diesem Freitag!
      Es stand eine Beckensanierung an. Ich wollte die eine Hälfte von altem Sand befreien und neuen Livesand
      einbringen. Also erst mal alle Steine raus (hab sie alle in leeren Salzeimern untergebracht und Deckel drauf) dann den Sand absaugen.
      Alles gut gelaufen!
      Aber wenn ich eh die Steine mit den Krusten draußen habe, bleiben die auch draußen!
      Waren eh zu viele!
      8 Eimer Steine sortiert und die mit den Krusten zusammen in einen Eimer getan. Restliche Steine wieder verbaut, Sand rein - prima.
      Nun den Krusten-Eimer erst mal auf den Balkon zum Eintrocknen, vielleicht kann man die Steine ja nochmal verwenden.
      Bis dahin war alles ganz normal, es war ca. 21 Uhr.
      Ich bin so gegen 23.30 Uhr ins Bett und um 01:30 Uhr mit Schüttelfrost aufgewacht.
      Nanu? Erkältung? Grippe?
      Aber ich war doch am Tag noch topfit!
      Nun dachte ich sofort an die Krusten!
      Temperatur 37 Grad hmm alles gut aber der Schüttelfrost wurde immer schlimmer.
      Blutdruck gemessen war schon bei 190, uii nochmal Temperatur: 39 Grad alles innerhalb von 10 min.
      Sch... was jetzt? Ich hab mir die Nummer vom Giftnotruf zum Glück im Handy gespeichert. Meine Frau gleich angerufen, da ich selbst nicht mehr in der Lage war, dieses selbst zu tun.
      Der junge Mann am Telefon konnte mit den Begriffen "Krustenanemonen" und "Palytoxin" nichts anfangen und informierte einen Arzt, der sofort zurück rufen sollte. Leider haben wir bis heute nichts von ihm gehört! Soviel zum Giftnotruf.
      Also Notarzt angerufen, Fieber schon über 40! Nicht einmal eine Stunde nach den ersten Symptomen.
      Rettungswagen ist auch gleich da gewesen. Rein ins Auto und die Werte : 41 Grad, Puls 210, Blutdruck über 220. Zugang gelegt, Cortison gespritzt - keine Veränderung. Zwischenzeitlich fuhr meine Frau den Hund in die Tierlinik: Atemprobleme, Fieber, Muskelkrämpfe.
      Nachdem der Notarzt mich endlich für transportfähig erklärte, ging es ins Krankenhaus. Die Intensivstation wusste schon Bescheid. Der Notarzt hatte zwischenzeitlich mit Berlin und München telefoniert.
      Die Ärzte haben sich gleich schlau gemacht und konnten sich auf die Behandlung der Symptome konzentrieren, da es leider kein Gegengift gibt!
      Jetzt liege ich hier noch immer auf Intensiv und warte bis alles ausgestanden ist. Zum Glück haben die Ärzte alles schnell in den Griff bekommen. Gefäßerweiternde Medikamente gegen den Bluthochdruck, Schmerzmittel, Infusionen gegen Muskelverkrampfungen und jede Menge Kochsalzlösung zum Ausschwemmen.
      Jetzt - 2 Tage später - geht es mir auch schon wieder besser.
      Die restlichen Krusten werden jetzt definitiv aus meinem Becken verbannt.
      Eine Bitte an alle: unterschätzt diese Gefahr nicht!
      Grüße aus der Intensivstation
    • Nun, das würde ich auch nicht so machen.

      Allerdings ist das nicht der einzige Fall.
      Es gibt zb in Deutschland einige namhafte Händler welche auch schon +/- heftige Probleme hatten.
      Ich will sicher nicht einen auf Panik machen. Aber hier halte ich ein bisschen mehr Vorsicht als üblich durchaus für angebracht.

      Gruss
      Martin
    • Hey Manu, es ist dein Risiko, das musst du entscheiden. Einer meiner Händler sagte mir letzthin, dass er immer wieder damit rechne, dass ihm das auch mal passiert, was dann nicht lustig sein wird. Wichtig ist, dass man sich dessen bewusst ist und ich denke persönlich, es lohnt sich nicht, solche Tiere zu besitzen, wenn es genau gleich schöne Tiere gibt, die ungiftig sind, aber wenn du das Risiko magst, feel free! ?(